Inner Voices
2003
JAZZPODIUM Deutschland, Nr. 9, Sept. 2003
Der Boogie Woogie hat an sich eine einfache rhythmische und melodische Struktur. Und so spielen ihn auch viele mit ostinaten, gehämmerten Bassfiguren der linken und wenigen Melodiebausteinen der rechten Hand. Auf Dauer klingen die rollenden Klangcluster jedoch sehr langweilig. Dass Boogie Woogie und Blues ganz anders, aufregend vielseitig und hintergründig angelegt sein kann, zeigt Thomas Scheytt mit seinem neuen Solo-Album, bei dem er von 13 Stücken neun selber komponiert hat. Natürlich ist auch bei ihm der rasante fingerfertige Boogie zu hören, etwa bei seiner Hommage an einen der Pioniere „Tribute To Meade Lux Lewis“. Dank seiner außergewöhnlichen pianistischen Fähigkeiten spielt Scheytt auch schnelle Boogie-Nummern mit großer Leichtigkeit und mitreißender Verve. Bei seinen langsameren Kompositionen nimmt er den Zuhörer auf eine spannende akustische Reise mit; seine Stücke erreichen, wie etwa beim Titelstück „Inner Voices“ oder bei „Lost In Thought“ eine musikalisch-philosophische Tiefe, die ihresgleichen sucht. Für Thomas Scheytt sind Boogie und Blues eben mehr als reine Musikstücke; sie drücken Lebensgefühl und Seelenzustand aus. In seiner Musik lässt er den Zuhörer an seinen Gedanken teilhaben, mitschwingen. Bei sechs Stücken unterstützt der Schlagzeuger Hiram Mutschler mit dezenter, aber intensiver Begleitung und sorgt zusammen mit Scheytt für einen dichten und doch sehr elastischen Rhythmus. Ein großartiges, sehr persönliches Album von einem der besten zeitgenössischen Boogie- und Blues-Pianisten.
Andreas Geyer
BLUES NEWS MAGAZIN Deutschland, Ausgabe 34, Juli – Sept. 2003
Glückwunsch an den Pianisten der „Boogie Connection“ und des süddeutschen „Oldtime Blues & Boogie Duo“: Thomas Scheytt hat mit seiner CD eines der besten Piano-Blues-Alben der letzten Jahre vorgelegt und reiht sich damit endgültig in die Liga der sattsam bekannten großen Namen in Deutschland lebender Klavierspieler ein. Also in dieselbe Reihe, in der mit Axel Zwingenberger, Vince Weber oder auch Martin Schmitt Garanten für hohe Qualität, technische Reife und vor allem echtes Feeling stehen. Beeindruckend bei Scheytt ist zudem die große Zahl eigener Titel, die hier zu hören sind. Gleich neun von insgesamt dreizehn Titeln weisen ihn als Komponisten aus, und man hört in jedem Augenblick, wie sehr Thomas Scheytt im Blues, Boogie Woogie und Ragtime zu Hause ist. Weitestgehend wurden seine Songs solo eingespielt, bei einigen Stücken indes ist mit Hiram Mutschler ein ebenso versierter wie kongenial ergänzender Schlagzeuger mit von der Partie. Das hat Klasse und vermittelt den Wunsch, Scheytt sowohl solo als auch in anderen Formationen bald mal wieder „live“ zu erleben. Dazu bietet sich oft Gelegenheit, denn der gebürtige Schwabe mit Wohnsitz in Freiburg ist oft unterwegs und spielt eigentlich fast ständig irgendwo zwischen Wilhelmshaven und Friedrichshafen. „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“, fordert Dieter Stahn in den sehr kompetenten Linernotes der obendrein sehr elegant und stilvoll aufgemachten CD, die sozusagen in einer Deluxe- Verpackung angeboten wird. Dem kann man sich nur freimütig anschließen, denn hier ist eine CD zu genießen, deren Halbwertszeit ziemlich lang sein dürfte und die es verdient, von vielen Menschen mit nach Hause genommen zu werden. Überzeugen Sie sich selbst!
Michael Tiefensee
CONCERTO – Österreichs Zeitschrift für Jazz, Folk, Blues und World Music, Nr. 4, Aug./Sept. 2003
Pianoblues aus deutschsprachigen Landen genießt seit Jahrzehnten zu recht einen hervorragenden Ruf. Diesen bestätigt auch Thomas Scheytt. Seit Jahren als Pianist seiner Formationen Oldtime Blues & Boogie Duo sowie Boogie Connection vorwiegend in Deutschland und der Schweiz unterwegs, legt er nun ein exzellentes Soloalbum (auf einigen Tracks mit Schlagzeugunterstützung) vor. Scheytt bewegt sich einerseits ganz in der Tradition des Boogie-, Ragtime- und Stridepianos, verleiht den Stücken – neun Eigenkompositionen stehen vier Covers gegenüber – aber eine große Frische. „ Lebendigkeit“ scheint eines der Hauptanliegen des Schwaben zu sein. Dabei begnügt sich Scheytt nicht damit, seine profunde Technik herauszukehren, sondern er legt auch großen Wert auf die „stillen“ Zwischentöne. Gerade in langsamen Passagen beweist sich, ob die Spannung gehalten werden kann, und bei Scheytt ist dies uneingeschränkt der Fall. Von „getragen“ bis „furios“ gestaltet sich damit „Inner Voices“ und wird somit zu einem Blues – Roots. Wertung: ***** (hervorragend)
Dietmar Hoscher
BADISCHE ZEITUNG 25. März 2003
Längst gehört Thomas Scheytt zu den besten Blues- und Boogie-Pianisten des Landes. Eigentlich wäre es für ihn an der Zeit, den Durchbruch – auch international – zu erreichen. Vielleicht gelingt es jetzt mit „Inner Voices“, der ausgezeichneten neuen CD des so innovativen wie stilsicheren Künstlers am Piano, der 1960 geboren wurde. Ob Blues, ob Boogie, ob Ragtime, ob Stride, ob Einflüsse aus der Karibik oder des Soul, der in Freiburg lebende Schwabe präsentiert sich mit seinen neun Eigen- und vier Fremdkompositionen in Höchstform. Sein Spiel ist noch abwechslungsreicher, weil voller expressiver Kraft und spieltechnischem Glanz bei den „schnelleren“ Stücken einerseits und von großer Einfühlsamkeit, Melancholie und Nachdenklichkeit beim „Blues“ andererseits. Hier ist Scheytt souliger, erdiger und damit noch authentischer geworden, ohne seine ganz persönlich Handschrift je zu verleugnen. Die neue Solo-CD „Inner Voices“ – auf sechs Titeln wird er äußerst sensibel und kompetent von Hiram Mutschler am Schlagzeug begleitet – stellt einen weiteren Höhepunkt im Schaffen des Komponisten und Pianisten dar. Thomas Scheytt wirkt vollkommen in sich ruhend – und gerade das macht seine Musik so ausdrucksstark und mitreissend. Freiburg kann sich ob solcher musikalischer Talente nur glücklich schätzen.
Dr. Christian Hodeige